Unterirdische Stadt Swinemünde
Genau, Du hast richtig gelesen. „Unter“ Swinemünde, also genauer gesagt auf der Insel Wollin, befindet sich eine „unterirdische Stadt“. Zwar ist es keine „richtige“ Stadt, dafür aber eine geheimnsivolle Unterwelt, die bis zum Jahr 2014 der Öffentlichkeit weder bekannt, noch zugänglich war. Hierbei handelt es sich um einen militärischen, unterirdischen Bunkerkomplex, der ein streng gehütetes Geheimnis war.
Batterie Vineta (Bateria Vineta)
Die „Unterirdische Stadt Swinemünde“, die in Militärkreisen „Batterie Vineta“ (Bateria Vineta) genannt wird, findet ihren Ursprung in den 1930’er Jahren. Geplant und gebaut wurde dieser militärische Verteidigungskomplex für die deutsche Kriegsmarine, deren größter Marinestützpunkt sich an der Ostsee in Swinemünde befand. Fertiggestellt und in den aktiven Einsatz gegangen ist die „Batterie Vineta“ im Jahr 1939. Damals bestand sie aus vier Kampfbunkern, einem zweistöckigen Kommandobunker mit Panzerkuppel und zwei weiteren Bunkern, die allesamt noch nicht unterirdisch waren. Die Bunkerkomplexe waren lediglich durch einfache Gräben miteinander verbunden. Nur zwei Jahre nach Fertigstellung, also im Jahr 1941, wurden sämtliche Einheiten nach Holland verlegt und die „Batterie Vineta“ seit dem, bis zum Kriegsende 1945, „nur noch“ als Ausbildungsstätte der Küstenartillerie genutzt.




Im Jahr 1946 wurde die „Batterie Vineta“ der polnischen Armee übergeben, die zunächst keine Verwendung für diesen Komplex hatte. Dies änderte sich aber Anfang der 1950’er Jahre, als die polnische Armee feststellte, dass die „Batterie Vineta“ eine gute Grundlage für die Küstenverteidigung vor Angriffen der NATO darstellte.
Die Unterirdische Stadt entsteht
In den 1960’er Jahren fand schließlich der größte Umbau des gesamten Komplexes statt. Dies war nur unter Einsatz enormer finanzieller Aufwendungen durch die polnische Regierung möglich. Man begann, die Bunkerkomplexe mit einem „Netz“ aus mehr als 1000 Meter langen, unterirdischen Tunneln zu verbinden; die Objekte zu versiegeln und einzubetten. Schließlich pflanzte man Wald auf die eingebetten Objekte, der die gesamte Bodeninfrastruktur verdeckte. Auf diese Weise entstand eine völlig autonome „unterirdische Stadt“, mit dem Codenamen „10150“. Die „Unterirdische Stadt Swinemünde“ beherbergte unter anderem eine Telefonzentrale, eine Funkstation, verschiedene Casinos, sanitäre Anlagen, Salons, Munitionsbunker, Krankenstationen, Maschinenräume, Ventilationsanlagen, Vorratsräume und Unterkünfte für die Soldaten. So war es möglich, mehrere Monate völlig autonom unter der Erdoberfläche ausharren zu können. Die komplette Fertigstellung der „unterirdischen Stadt“ erfolgte 1965 und war seit dem einer der geheimsten Orte Polens. Nur wenigen, hochrangigen Angehörigen der polnischen Armee war die Existenz der Anlage bekannt.



Besuch in der unterirdischen Stadt Swinemünde
Ab Dezember 2013 wurde die „Batterie Vineta“ zu einer Zweigstelle des Museums der Küstenwache in Swinemünde. Seit dem 01. Mai 2014 ist die „Unterirdische Stadt Swinemünde“ für Besucher geöffnet. Eine Besichtigung der Anlage ist allerdings nur in Form einer Führung möglich, denn alleine darf niemand diese komplexe „unterirdische Stadt“ betreten. Auch sollten Besucher, die vielleicht an „Platzangst“ leiden, bedenken, dass minutenlange Wege durch enge und teilweise stockdustere Tunnel, Angstzustände und Unbehagen auslösen könnten. Die Führungen werden von jeweils einem Mitarbeiter in original militärischer Uniform durchgeführt -auf sehr witzige und anschauliche Art und Weise. Dazu gehört auch das „Antreten“, „Stillstehen“ und „Durchzählen“ der Besucher. Die Führungen finden derzeit ausschließlich in polnisch statt, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tut, denn Du bekommst am Eingang einen passenden „Lageplan“ -mit allen wichtigen Informationen- in deutscher oder englischer Ausführung.
Update 02.08.2022: Im Moment werden auch Führungen in deutscher Sprache durchgeführt.
Tipps für Deinen Besuch
Da in der „unterirdischen Stadt“ die 10°C-Marke fast nie überschritten wird und eine Führung etwa 90 Minuten dauert, solltest Du Dir eine Jacke und gegebenenfalls auch eine lange Hose einpacken. Darüber hinaus empfehle ich Dir, Dich mit reichlich Mückenspray einzudecken. Denn bevor es unter die Erdoberfläche geht, führt Dich der Weg durch einen, von Mücken dominierten Wald.
Wenn Du die „Unterirdische Stadt Swinemünde“ (Insel Wollin) besuchen möchtest, gibt es drei Möglichkeiten der Anreise:
Du kannst mit Deinem Auto dorthin fahren, dabei hast Du die Wahl zwischen dem neu eröffneten Swine-Tunnel oder der Kasiborer Auto-Fähre. (Die Anfahrt von der Insel Usedom, ab dem Hafen Swinemünde, dauert dann allerdings gute 60-70 Minuten, da Du immer längere Wartezeiten vor der Fähre einplanen musst.) Du kannst (als Fußgänger oder Radfahrer) aber auch die Stadtfähre Swinemünde benutzen und Dich anschließend, solltest Du zu Fuß unterwegs sein, mit dem Taxi zur „Batterie Vineta“ bringen lassen. Die Personenfähre ist kostenfrei und die Fahrt mit dem Taxi kostet Dich ca. 45 Zloty (10 Euro). Ein Taxistand befindet sich direkt am Fähr-Terminal. An der „Batterie“ angekommen, vereinbarst Du für den Rückweg am besten gleich eine Abholung mit dem Taxifahrer.
Öffnungszeiten der „Batterie Vineta“:
01. Oktober – 30. April
Samstag/Sonntag: 10:30, 12:30, 15:00
01. Mai – 30. Juni
Mittwoch: 12:30 Uhr
Samstag/Sonntag: 10:30, 12:30
01. Juli – 31. August
Täglich: 10:30, 12:30, 14:30 und 16:30
01. September – 30. September
Mittwoch/Samstag/Sonntag: 10:30, 12:30, 15:00
Führungen in deutscher Sprache:
Mittwoch/Donnerstag/Samstag und Sonntag: 13:15 Uhr
Eine Reservierung im Voraus ist nicht erforderlich.
Eintrittspreise:
Normalpreis: 50 Zloty
Gruppen-Ticket: 40 Zloty p. Person
Anschrift: Wolińska 10, 72-602 Świnoujście, Polen
Website: http://podziemne-miasto.pl/o-nas/